Stadtwald soll einen externen Förster bekommen

Die Gelegenheit scheint günstig. Der Stadtförster geht im August in den Ruhestand, Personalkosten sinken. Der Bauausschuss hat in dieser Woche die Verwaltung beauftragt, von den Landesforsten, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie von benachbarten waldbesitzenden Kommunen Angebote für die Betreuung des Einbecker Stadtforstes einzuholen, um später die Forstbetreuung an den geeignetsten Bieter vergeben zu können. Lediglich Dietmar Bartels (Grüne) sprach sich dafür aus, ausschließlich benachbarte Kommunen nach Angeboten zu fragen. Der kürzlich einmal von AfD-Ratsherr Udo Harenkamp ins politische Spiel gebrachte Verkauf des Stadtwaldes ist keine mehrheitsfähige Option.

Die Ausschreibung der Beförsterung muss mehrere Faktoren berücksichtigen. Zum einen hat der Bauausschuss der Verwaltung mit auf den Weg gegeben, je zwei Versionen von Angeboten einzuholen, nämlich einmal mit einem deutlich vergrößerten Märchenwald (und damit weniger Wirtschaftswald) und einmal mit einem nur wenig vergrößerten Märchenwald. Die Entscheidung, den Märchenwald auszuweiten, hat der Bauausschuss verschoben; sie soll später direkt im nicht-öffentlich tagenden Verwaltungsausschuss hinter verschlossenen Türen getroffen werden. Nur Dietmar Bartels (Grüne) wollte das nicht. Zum anderen soll der Umfang der von der Stadt Einbeck erwarteten Leistungen bei der Bewirtschaftung ihres Waldes deutlich fixiert werden, lautet der Wunsch. Die nach dem Ausscheiden des Stadtförsters noch verbleibenden zwei Forstwirtstellen müssten außerdem in der Zukunftsplanung berücksichtigt werden, mehrere Varianten seien hier denkbar bis zum Personaltransfer zum künftigen Bewirtschafter. Der 565 Hektar große Einbecker Stadtwald ist seit Jahren deutlich defizitär.

Ob der Märchenwald, wie von Henning Städtler im Namen von mehreren Bürgern beantragt, von derzeit 23,8 Hektar um weitere 32,8 Hektar auf dann insgesamt 56,6 Hektar vergrößert werden soll, ist noch nicht entschieden worden. Ausschussmitglied Dieter Scholz warnte vor einer Unterscheidung in den vermeintlich bösen Wirtschaftswald und den mutmaßlich schönen und guten Märchenwald. Einbeck sei jetzt bereits Vorreiter beim Märchenwald, in dem der Wald ausschließlich ohne Eingriffe seiner natürlichen Entwicklung überlassen wird. Scholz sprach sich dagegen aus, weiteren Wirtschaftswald stillzulegen und diesen zu schwächen, zumal die für eine Vergrößerung vorgesehenen Flächen zu den wertvollsten im gesamten Stadtwald zählten – auf denen übrigens auch wertvolle Moose entdeckt worden seien. Den Wert der diskutierten Waldfläche hatte auch die Verwaltung so in den Beratungsunterlagen bereits festgestellt.

Ein kurzes Wort-Scharmützel zwischen Stadtförster Klaus Weinreis und Dieter Scholz beendete Rathaus-Jurist Dr. Florian Schröder. Weinreis hatte Scholz, der ebenfalls Förster ist, vorgeworfen, er spreche im Ausschuss für seinen Arbeitgeber, der schon mal ein Angebot für eine Bewirtschaftung des Stadtwaldes Einbeck abgegeben habe. Scholz wies dies zurück, dementierte das Angebot nicht. Schröder betonte, Scholz sei ausschließlich als Privatperson zum hinzugewählten Ausschussmitglied geworden, ein Mitwirkungsverbot wegen Interessenkonflikt gebe es in diesem Falle nicht. An der Beratung zur Bewirtschaftung des Stadtwaldes nahm Scholz nicht teil.

Bäume im Einbecker Stadtwald. Archivfoto

Nachtrag 12.03.2020: Der Stadtrat hat die Suche nach externer Beförsterung einstimmig beschlossen und die Erweiterung des Märchenwaldes zunächst zurück gestellt, bis ein solcher neuer Förster gefunden ist.