Und noch ein Kloss-Antrag

Wenn er in dieser Schlagzahl weitermacht, besteht die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung ausschließlich aus seinen politischen Initiativen. Doch Spaß beiseite: Der jetzt parteilose Ratsherr Alexander Kloss wirkt seit seinem SPD-Austritt wie entfesselt von parteipolitischen Zwängen, hat er binnen weniger Tage doch jetzt schon seinen zweiten Antrag für die nächste Sitzung des Stadtrates vorgelegt, die am 9. September stattfinden wird. Der 44-Jährige möchte in Zukunft bei der Vergabe von Straßennamen vor allem Einbecker Persönlichkeiten berücksichtigt sehen, begründet Alexander Kloss seinen Vorstoß, über den nach eigenen Angaben er sich schon länger Gedanken macht, und stellt diesen Ratsantrag, wie er das angekündigt hat, weit vor der Sitzung zum erwünschten öffentlichen Diskurs.

Symbolbild/Archiv.

Der Kloss-Antrag wird voraussichtlich zur weiteren Diskussion in den Kulturausschuss überwiesen. Der bisherige SPD-Ratsherr möchte die Stadtverwaltung eine Konzeption ausarbeiten lassen, damit man bei der Vergabe von Straßennamen in Zukunft auf eine bereits vorberatene Liste von in Frage kommenden Namen zurück greifen kann. Alexander Kloss nennt als Beispiele Einbecker Persönlichkeiten die Namen von August Wenzel (u.a. früherer NFV-Fußballpräsident, nach ihm ist bereits das Stadion benannt), Wilhelm Dörge (langjähriger Bürgermeister und CDU-Landtagsabgeordneter) und Franz Cestnik (Maler, der im kommenden Jahr 100 Jahre alt geworden wäre und der bis dahin mit einem Kulturjahr bereits gedacht wird). Kloss möchte jedenfalls in Zukunft nicht die x-te Straße „nach nationalen oder internationalen Prominenten“ benennen, sondern viel lieber lokale Größen mit Strahlkraft berücksichtigen.

Das ist lobenswert und genau das, was ich bereits vor Jahren u.a. anlässlich der Einweihung des Heinrich-Keim-Weges thematisiert hatte – und auch zuletzt beim Thema Ehrenmal. Denn in dem Zusammenhang würde es auch Sinn machen, einmal politisch vor Ort zu diskutieren, wie mit einigen bestehenden Straßennamen umgegangen werden soll, deren Namen man heute nicht mehr so für Straßen vergeben würde, die nur im zeitgeschichtlichen Zusammenhang verstanden werden, beispielsweise der Carl-Diem-Weg oder die nach dem Nazi-Landrat benannte Dr.-Heinrichs-Straße in Andershausen oder auch die Agnes-Miegel-Straße. Eine solche Debatte ist nicht einfach, und vor allem müssen die Anwohner in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit mitgenommen werden. Aber es kann sehr lohnenswert sein, sich mit der Geschichte einiger Straßen und Wege auseinander zu setzen. Ein einfaches Schilder-Austauschen nicht mehr oportuner Namen ist damit selbstverständlich nicht gemeint. Bilderstürmerei ist keine historische Beschäftigung mit der Vergangenheit.